Montagsinterview: Anja Bandi
Was haben Sie mit dem Tod zu tun?
Als Leiterin Friedhöfe Basel bin ich für das Bestattungswesen im Kanton Basel-Stadt zuständig und somit unter anderem auch für den grössten Friedhof der Schweiz verantwortlich.
Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Diese Stelle war ausgeschrieben. Als ich das Inserat gelesen habe, hat es mich aufgrund des Anforderungsprofils sofort angesprochen, aber ich konnte mir in Bezug auf die Arbeiten nur bedingt etwas drunter vorstellen. Darum habe ich zuerst einmal eine Nacht darüber geschlafen und mich danach mit meinem Partner über diese Stelle unterhalten. Heute kann ich versichern, dass es eine unglaublich interessante und vielseitige Aufgabe ist, die ich wirklich mit Herzblut ausführe.
Was macht der Tod mit Ihrem Leben?
So komisch es klingt, aber der bewusste Umgang mit dem Tod hat mich dem Leben viel näher gebracht. Ich lebe viel bewusster, nehme viele Dinge nicht mehr als selbstverständlich und genieße das Leben noch mehr als früher. Zudem habe ich die Scheu und die Angst vor dem Tod an sich verloren. Auch spreche ich viel öfters im Bekanntenkreis über den Tod und bin zwischenzeitlich überzeugt, dass unsere Gesellschaft das unbedingt mehr machen sollte. Denn wenn uns eines absolut vereint, ohne Wenn und Aber, dann ist es der Tod. Also wieso nicht darüber sprechen?
Was denken Sie über unser Verhältnis zum Tod?
Wenn damit unsere Gesellschaft gemeint ist, dann bin ich überzeugt, dass wir ihn zu sehr ausgrenzen. Die meisten Menschen möchten nicht darüber sprechen weil sie Angst davor haben. Das ist schade und auch realitätsfremd. Der Tod gehört zum Leben, ob wir wollen oder nicht. Wenn wir beginnen, darüber zu sprechen, schwindet die Angst. Das alleine sollte schon ein Grund sein, das Thema in unseren Alltag einzuschliessen. Es hilft auch, dass wir dann nicht zu sehr überrascht werden, wenn wir in Kontakt mit dem Tod kommen, z.B. weil unsere Grosseltern oder Eltern sterben. Wir wissen dann, was das bedeutet und vielleicht auch, was zu tun ist. Zudem wird auch die Trauerverarbeitung einfacher, wenn wir bereits im Vorfeld über den Tod gesprochen haben.
Haben Sie einen Rat an die Menschen, wie sie dem Tod begegnen könnten?
So früh wie möglich über den Tod sprechen, auch bereits mit kleinen Kindern. So wird er nicht aus dem Leben ausgeschlossen und wir geben ihm so die Chance, dass er zu etwas normalem wird – was er ja auch ist.